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ES TUT UNS LEID

Wir können unsere Dienste nur LGBTIQ+ Flüchtlingen anbieten, die sich derzeit in der Schweiz befinden.
Dennoch haben wir folgende Informationen für dich.

Es tut uns sehr leid, von deiner äusserst schwierigen Situation zu hören. Wir können gut verstehen, dass Du Dein Land verlassen möchtest.
Leider können wir Dir nicht helfen, in die Schweiz zu kommen, da das Einwanderungssystem unseres Landes es nicht erlaubt, eine einzelne Person als Flüchtling zu sponsern. Es ist hier auch nicht möglich, für Dich ein Besuchervisum zu beantragen. Das bedauern wir sehr!

Was Du versuchen könntest, ist, Hilfe bei der Organisation Rainbow Railroad zu bekommen:
👉 https://www.rainbowrailroad.org/

Bitte beachte: Diese Organisation ist in Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika tätig. Aufgrund der Vielzahl an Anträgen, die sie erhält, kann die Bearbeitung jedoch oft lange dauern. Wir empfehlen dir daher, dich an das UNHCR-Büro (Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen) in einem Nachbarland (oder einem anderen Land, das du problemlos erreichen kannst) zu wenden. Dort kannst du versuchen, dich als Flüchtling für eine Neuansiedlung zu registrieren.

 

Hier findest du die Standorte der UNHCR-Büros:

👉 https://www.unhcr.org/where-we-work.html

Hier findest du die UNHCR-Empfehlung speziell für LGBT+ Personen:

👉 https://www.unhcr.org/what-we-do/how-we-work/safeguarding-individuals/lgbtiq-persons

Darüber hinaus empfehlen wir dir dringend, dich direkt an das Büro des unabhängigen Experten für sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität des UNHCR zu wenden:

👉 https://www.ohchr.org/en/special-procedures/ie-sexual-orientation-and-gender-identity

(scrolle runter bis Contact Information)

Mit dieser Nachricht möchten wir dir einige Informationen zum Asylsystem in Europa geben und hoffen, dass dir diese nützlich sein werden. Das Verständnis der folgenden Informationen wird dir auch helfen, falls du die Möglichkeit erhälst, deinen Fall dem UNHCR vorzutragen.

Zunächst einmal: Verfolgung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität kann ein Grund für die Gewährung von Asyl in Europa sein. Wenn du als Asylsuchender nach Europa gelangst, werden die Einwanderungsbehörden dich zu der Verfolgung befragen, die du in deinem Herkunftsland erlebt oder befürchtet hast. Du musst verstehen, warum du in Europa als Flüchtling anerkannt werden solltest. Es ist wichtig, in diesem Prozess von Anfang an klar und deutlich zu sagen, dass du schwul, lesbisch oder bisexuell (sexuelle Orientierung) und/oder trans (Geschlechtsidentität) bist. In Europa verwenden wir die Abkürzung LGBT+ (lesbisch, schwul, bisexuell, trans und andere), um diese gesamte Bevölkerungsgruppe zu beschreiben. Du musst detailliert darlegen, dass du aufgrund der Homophobie oder Transphobie, der du dort ausgesetzt warst, aus deinem Land geflohen bist. Falls du auch aus anderen Gründen bedroht wurdest, wie beispielsweise aufgrund deiner ethnischen Zugehörigkeit, Religion, Nationalität oder politischen Überzeugung, solltest du dies ebenfalls beschreiben.

Leider bedeutet deine LGBT+ Identität und deine Herkunft aus einem Land wie deinem nicht automatisch, dass du Asyl erhälst. Du musst die Einwanderungsbehörden davon überzeugen, dass du aufgrund deiner LGBT+ Identität in Gefahr warst. Das mag beunruhigend klingen, aber deine Chancen auf Asyl sind deutlich besser, wenn du bereits in deinem Herkunftsland Opfer von Gewalt geworden bist. Falls du Gewalt durch staatliche Behörden (z. B. Polizisten, Militärangehörige, Geheimdienstmitarbeiter, Grenzbeamte usw.) erfahren hast, versuche, wenn möglich, Dokumente zu sammeln (z. B. Haftbefehle, Polizeiberichte, Vorladungen, Gerichtsdokumente, Zeitungsberichte über dich oder deine Community usw.). Wir verstehen jedoch, dass dies aus verschiedenen Gründen oft nicht möglich ist. Wenn du Gewalt durch Privatpersonen (z. B. Familienmitglieder, Arbeitskollegen, Nachbarn usw.) erfahren hast und die Polizei dich nicht geschützt hat, ist es wichtig, dass du dies klar schilderst. Falls dir etwas zugestoßen ist – wie etwa eine Verhaftung, Belästigung, Gewalt, Schläge oder Folter –, solltest du alle Beweise sammeln und mitbringen. Dinge wie Briefe, E-Mails, Chats (Facebook, WhatsApp, Instagram, TikTok usw.), Fotos, Videos usw. – alles, was eindeutig belegt, dass es um dich geht, persönlich an dich gerichtet ist oder dich erkennbar zeigt. Falls du Narben oder Verletzungen hast, sei stark genug, diese im Asylverfahren vorzulegen. Wenn du aufgrund der erlebten Gewalt medizinische Versorgung benötigst oder im Krankenhaus warst, bewahre bitte alle medizinischen Unterlagen auf (z. B. Arztberichte, Rezepte, Namensschilder, Einweisungs- und/oder Entlassungspapiere usw.). Alles, was in irgendeiner Weise zeigt, wie dein Leben in deinem Heimatland in Gefahr war, ist im Asylverfahren hilfreich. Wir wissen, dass dies sehr schwierig sein kann, aber es erhöht deine Chancen auf Asyl in Europa. Sammle nach Möglichkeit alle Originaldokumente. Fotografiere ausserdem alles und erstelle unbedingt eine Sicherungskopie, falls dein Handy kaputtgeht, gestohlen wird oder verloren geht. Am einfachsten bewahre Dokumente sicher auf, indem du sie dir selbst per E-Mail zusendest. So kannst du später von jedem Gerät darauf zugreifen.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt des europäischen Asylsystems ist, dass du in dem Land registriert wirst, in dem du zuerst ankommst. Dieses Land ist auch für die Bearbeitung deines Asylantrags zuständig. Wenn du mit einem Visum nach Europa einreist, ist das ausstellende Land automatisch für deinen Asylantrag verantwortlich. Das bedeutet, du kannst nicht in ein Land einreisen und dann in ein anderes Land weiterreisen und dort Asyl beantragen. Normalerweise wird dein Antrag von den anderen Ländern abgelehnt, und du wirst in das Land zurückgeschickt, in dem du zuerst eingereist bist. Die Schweiz ist im Allgemeinen konservativer als andere Länder, wenn es um die Beurteilung von Asylanträgen von LGBT+ Personen geht. Erfahrungsgemäß verfolgen andere Länder, wie beispielsweise die Niederlande oder Deutschland, eine liberalere Beurteilungspolitik.

Wichtig zu wissen ist auch, dass Asylverfahren in der Schweiz sehr lange dauern können (bis zu mehreren Jahren). Während dieser Zeit müssen Asylsuchende in Asyllagern leben und können ihren Wohnort nicht frei wählen. Leider treffen LGBT+ Personen dort oft auf Bewohner, die selbst aus sehr homophoben Gesellschaften stammen. Dies kann zu Konflikten und sehr unangenehmen Lebensbedingungen führen. Andere Länder (siehe Beispiele oben) bieten separate Unterkünfte für LGBT+ Asylsuchende an. Bedauerlicherweise ist unsere Bundesregierung diesem Konzept bisher nicht aufgeschlossen. Ebenfalls wichtig zu wissen ist, dass Asylsuchende während des laufenden Verfahrens nur eingeschränkten Zugang zu Arbeit haben. Du erhälst ein Bett, Verpflegung, Krankenversicherung und ein sehr geringes Taschengeld. Wir hoffen, diese Informationen sind hilfreich für dich und wünschen dir viel Glück.

 

Bei weiteren Fragen kannst du dich jederzeit gerne wieder an uns wenden.

 

Herzliche Grüße,

 

Queeramnesty Schweiz

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